Workshop
Adrian Stähli: Lebendige Bilder, Lebensechtheit und Artifizialität in der griechischen Kunst
eikones Forum
Die illusionistische Täuschungsabsicht und ‚lebensechte’ Wirkung von Kunstwerken ist in der griechischen Antike ein Topos der Kunsttheorie ebenso wie der literarischen Ekphrasis. Einen besonderen Stellenwert gewinnt die Auseinandersetzung mit den mimetischen Fähigkeiten der Kunst in der hellenistischen Literatur des 3. bis 1. Jahrhunderts v. Chr.: Vor allem in den hellenistischen Epigrammen mit Statuenbeschreibungen wird künstlerische Mimesis in einer neuartigen Weise thematisiert, die das Artifizielle illusionistischer Effekte in der Kunst und die Produktion der Wirkung von ‚Lebendigkeit’ im Wahrnehmungsprozeß des Betrachtens herausstreicht. Die illusionserzeugenden Mechanismen künstlerischer Mimesis sind der eigentliche Gegenstand dieser Literatur, die damit nicht zuletzt eine poetologische Selbstreflexion durch das Medium der Kunst betreibt. Die ekphrastische Literatur des Hellenismus orientiert sich damit aber auch an der zeitgenössischen künstlerischen Praxis. An den erhaltenen Werken hellenistischer Plastik läßt sich feststellen, daß die Künstler vergleichbare Strategien der Produktion einer ‚realistischen’ Wirkung durch die gezielte Steuerung des Wahrnehmungsvorgangs ihrer Werke verfolgten, den Betrachter in den Prozeß der Erzeugung der mimetischen Illusion involvierten, und so den Akt des Sehens und der Täuschung explizit in ihren Werken thematisierten.
Der erste Teil des Workshops führt in das Thema ein, analysiert Beispiele der ekphrastischen ‚Verlebendigung’ von Statuen in hellenistischen Epigrammen und stellt ausgewählte Fälle einer gezielten Betrachterlenkung mit illusionistischer Täuschungsabsicht in der hellenistischen Kunst zur Diskussion; der zweite Teil des Workshops nimmt die vor kurzem erst bekanntgewordenen, aber in der Forschung äußerst intensiv diskutierten Epigramme des hellenistischen Dichters Poseidipp in den Blick, und zwar insbesondere eine Gruppe ekphrastischer Gedichte, die den Triumph eines antiklassizistischen Realismus in der Bronzeplastik feiern und ihrem Verfasser den Ruf eines ‚Vasari der Antike’ eingetragen haben.
Anmeldung und Materialien zur Vorbereitung für den Workshop bei Sophie Schweinfurth
Konzept: Sophie Schweinfurth
Referierende: Adrian Stähli
eikones NFS Bildkritik, Rheinsprung 11, CH - 4051 Basel